28. März 2024

Das Geisterhaus

Ein Sturm begann aufzuziehen als Alex den Van unter einem Baum parkte und mit seinen Freunden ausstieg und er ihnen die ganzen Koffer aus dem Van hievte.

„Warum sind wir nicht näher an die Hütte rangefahren?“, moserte David und blickte ungläubig auf die baufällige, schmale Treppe, die zu dem alten Haus hoch führte.

„Es gibt keinen anderen Weg zum Haus hoch. Ein Grund warum es noch nicht abgerissen wurde.“ Entnervt verdrehte Alex die Augen und nahm zwei der Aluminiumkoffer, um sie zum Haus hoch zu tragen.

Nicht gerade gut gelaunt folgten seine Freunde ihm. Nicht ohne Murren. Beatrice blieb nochmal stehen und blickte zum Wagen. „Wehe mein Van hat nachher Kratzer, weil ein Ast drauf fällt“

Das knarzen welches der Baum von sich gab, während die Äste im Wind wogen war ihr nicht ganz geheuer. Andererseits wirkte er sehr gesund mit seinem Grün, gelben und teilweise Roten Herbstblättern. Durch die Waschstraße musste das Gefährt allemal.

Dafür das das Haus seit Jahrzehnten leer stehen sollte sah es noch recht gut aus. Die Ranken, die sich daran hochzogen, ließen es sehr romantisch aussehen. Verliehen dem Haus aber auch den Charme der notwendig war damit es als ein Geisterhaus angesehen wurde.

Gefühlt brauchten die fünf Freunde eine Ewigkeit bis sie am Haus angekommen waren.

„Es hieß das hier war mal das Lustschloss einer Königin?“, hakte David nach und betrachtete das Haus. „Ist das wirklich schon so alt, sieht nicht so aus.“

„Ja“, bestätigte Alex und nickte begeistert. „Der lokalen Erzählung nach soll sie sich hier heimlich mit ihrem Liebhaber getroffen haben. Als ihr Ehemann die beiden hier schlafend erwischte soll er den Liebhaber mit dem Schwert getötet haben.“

Er zog einen Schlüssel hervor und öffnete das Schloss. „Später wurde es von Grund auf Renoviert und zu einem Hotel umgebaut.“ Was im Eingangsbereich deutlich zu erkennen war. Man sah die ehemalige Rezeption. Man konnte noch erahnen wie edel alles mal ausgesehen haben musste.

„Doch ging es pleite als sich Kundenbeschwerden häuften und von seltsamen Geschichten erzählten. Geräusche bei Nacht. Wasser oder Blut das von der Decke tropfen soll. Am schlimmsten war es als einige Gäste berichteten neben ihnen lag eine Leiche. Diese wurde zwar nie gefunden, wenn das Personal nachsah aber immer weniger Leute wollten Zimmer in diesem Hotel beziehen. Ideal für unsere Bachelor-Arbeit.“

„Hoffentlich finden wir diesmal etwas. Bisher waren all diese Gebäude der totale Reinfall.“ Kaiwen fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und massierte ihre Schultern. Obwohl sie es bereits fast geschafft hatten, war die Lust die Koffer noch den Rest des Weges zu tragen so ziemlich nicht mehr vorhanden.

Während sie an der Rezeption herumstanden und die Schlüssel durchsahen begann Beatrice ihre blonden Haare neu zu flechten und besah sich nachdenklich die Treppe nach oben. „Wo war denn das Schlafzimmer dieser Königin?“  Gemeinsam beschlossen sie alle Zimmer durch zu sehen. Was sie erkennen konnten. Laut den wenigen Aufzeichnungen die Alex gefunden hatte, waren die von den Erscheinungen betroffenen Zimmer direkt um jenes Schlafzimmer in welchem angeblich die Leiche aufgetaucht sein soll. Es war groß genug, dass man davon ausgehen konnte, dass es das Schlafzimmer des Lustschlosses gewesen sein könnte. Durch die Pflanzen, die an den Wänden lang wuchsen, war es sehr kühl und luftig in jedem dieser Zimmer. Allerdings hatten sie ja auch nicht vor hier einzuziehen. „Na hoffentlich fällt uns nicht die Decke auf den Kopf.“ Verantwortung trugen sie selbst für ihren Aufenthalt.

„Nehmen wir erstmal die Grundwerte des Hauses auf.“ Sie nutzten verschiedene Medien dazu. Sie maßen die Raumtemperatur und das elektromagnetische Feld. Beatrice blieb in jedem Raum stehen und pendelte, ob sich etwas an ihrer eigenen Energie änderte. Bisher war nichts Außergewöhnliches festzustellen. Am ehesten würde dieser Geist wohl im Schlafzimmer stattfinden, in dem der Mann gestorben war. Falls es diesen Fall wirklich gab.</p>
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<p>Das Problem an Geistergeschichten war nicht, dass es keine Geister gab. Sondern irgendwelche Menschen allen möglichen Unsinn, den sie nicht verstanden zu einer Geistergeschichte umdichteten. Deswegen fand man Geister meist nicht in den Häusern die als Geisterhäuser galten, sondern in Häusern, in denen man es nicht erwartete oder sehr spirituelle Orte wie tief in den Wäldern.

Dennoch drängte Beatrice ihre Zweifel zurück. Sie sollten nicht die Ergebnisse verfälschen. Sicherlich gab es auch das ein oder andere Mal wo sie wirklich in einem Geisterhaus Aktivitäten nachweisen konnten. Als nächstes packte sie eine transportable Räucherschale aus und begann jeden Raum zu Räuchern um seine Energien wahrnehmen zu können.

Im Zentrum dieser Geschehnisse baute Beatrice ihr Campingbett auf und rollte darauf einen Schlafsack aus.

„Du willst hier schlafen?“, fragte Kaiwen ungläubig. Beatrice lächelte ihr beruhigend zu.

„Warum nicht? Geister werden von Wänden bekanntlich nicht aufgehalten. Also ist es Latte in welchem Raum wir sind.“ Begeistert stimmte Alex ihr zu. „Wir sollten uns auf verschiedene Räume aufteilen. Dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir nachts etwas mitbekommen.“

Ansonsten würde einer von ihnen wach bleiben, um die Bänder zu wechseln und aufzupassen das die Geräte aufnahmen. Dafür mussten sie jetzt aber erstmal alles verkabeln.

Die Räume, welche sie nicht bewohnen wollten, bestreuten sie die Böden mit Mehl. Es gab so viele Methoden auf die Experten schwörten das sie sich sehr viele herausgesucht hatten, um diese zu protokollieren und miteinander zu vergleichen. Von Ouija-Brettern hielten sich die Freunde fern. Viel zu oft gab es berichte, dass man damit Mächte heraufbeschwöre, die man nicht kontrollieren konnten. Zwar studierten sie in diese Richtung, behaupteten von sich aber nicht alles zu wissen. Deswegen verzichteten sie auf solche Experimente.

Am Abend versammelten sie sich in einem ehemaligen Rauchersalon mit einem großen Kamin. „Der Schornstein ist frei“, versicherte David, der voller Ruß und Spinnenweben war.

Kaiwen lachte laut auf. „Bist du durch geklettert um ihn zu putzen?“ Beleidigt versuchte er zumindest seine Haare von den Weben zu befreien. „Nein, ich hab nur durch gesehen, der Dreck kam von allein.“

Damit entzündeten sie den Kamin damit sie es einigermaßen warm hatten. Außerdem gab es eine Vorrichtung um einen Kesseln anzubringen und darin machten sie sich einen ordentlichen Eintopf.

Dabei hielten sie ihre ersten Aufzeichnungen fest und begannen festzuhalten wie sie dieses Gebäude empfanden. Danach begannen sie sich gegenseitig irgendwelche Geistergeschichten zu erzählen, die sie in ihren Nachforschungen herausgesucht hatten um zu beraten welchen von diesen sie nachgehen wollten.

Über die Nacht hielt David die erste Hälfte der Nacht Wache. Immer wieder lauschte er. Aber außer dem Rauschen des Windes, den Geräuschen, die seine Freunde im Schlaf machten und dem arbeitenden Holzbalken in dem alten Haus war nichts zu hören. Nichts Außergewöhnliches.

Gewissenhaft notierte er, wenn sich die Werte änderte. Doch alles im normalen Schwanken. Nichts was auf Übernatürliches hinwies. Der Wind pfiff durch die Wände und ließ David frösteln.

Vielleicht würde sich ja morgen noch etwas ergeben. Es wäre sehr interessant, wenn sie etwas nachweisen könnten. Allerdings war David auch sehr ungeduldig was so etwas anging.

Nach der Hälfte der Nacht wurde Kaiwen geweckt, damit sie weiter aufpasste. Wenn nichts passierte, war das so langweilig, das man nicht die ganze Nacht durchhielt. Auch Kaiwen hatte am Morgen nichts spannendes zu berichten. „Vielleicht braucht es auch gewisse Umstände die den Geist triggern“

„Schon möglich. Nicht jeder Geist ist bösartiger Natur. Aber herauszufinden was den Geist hervorlockt ist so gut wie unmöglich. Vor allem, da wir nur ein Wochenende da sind.“

Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass, wenn es einen Geist gab, dieser sich ihnen zeigen würde. Alex und Beatrice sollten diese Nacht wach bleiben. Tagsüber schlafen, war nichts für die junge Frau deswegen zog sie es vor im Wald etwas spazieren zu gehen. Das Rauschen des Windes, der Geruch der Pflanzen und ab und an ein Tier das in der Ferne zu sehen.

Die heruntergefallenen Blätter unter ihren Füßen die immer wieder raschelten. Wenigstens war es nicht feucht, sonst hätte sie aufpassen müssen nicht hinzufallen. Der Wald war ideal um mal wieder neue Energie zu tanken und vom Unialltag abzuschalten. Im Wald vergas sie völlig die Zeit und auf dem Rückweg begann es schon wieder zu dämmern. Im dunklen Wald hatte sie allerdings weniger Angst, als in einer belebten Stadt.

Ihr Blick fiel auf eine Schnitzerei, die sie beim reingehen nicht gesehen hatte. Vermutlich weil sie von Büschen umringt war. Es sah aus wie eine Drachenschnitzerei der Wikinger. Jedoch wirkte es sehr neu. Das Holz war relativ hell und sah auch nicht angegriffen aus. Jedoch wusste sie auch nicht wirklich wie lange es dauerte bis man Holz die Witterung ansah. Dafür kannte sie sich zu wenig mit der Materie aus.

Alex begrüßte Beatrice indem er in der Tür stand und die Hände in die Hüften stemmte. „Bequemt sich Madame auch mal wieder zu uns? Wir haben inzwischen das Videomaterial gesichtet und neue Bänder eingelegt.“

„Also brauchtet ihr mich gar nicht. Gut zu hören.“ Grinsend ging sie an ihm vorbei und schenkte sich erstmal einen Tee ein. „Habt ihr was interessantes entdecken können?“

„Leider nein.“

„Wäre ja auch zu schön gewesen.“ Nachdenklich schlürfte sie einen Tee. „Bisher haben wir noch keinen einzigen Beweis, das hier ein Geist herumstreunt.“
„Nein.“

„Allerdings bezweifle ich auch, das Geister Fußspuren im Mehl hinterlassen. Wenn sie durch Wände durchkönnen, warum sollten sie Fußspuren hinterlassen. Selbst wenn sie herumlaufen.“

„Guter Einwand. Das sollten wir festhalten. Wie schon des öfteren diskutierten sie über das für und wieder warum einige Annahmen durchaus Sinn ergaben oder wo sie unlogisch wären.

Der Glauben der Gruppe an die Existenz von Übernatürlichem blieb unterschüttert. Sie versuchten nur zu verstehen, wie man besser oder überhaupt Geister aufspüren und am besten mit ihnen Kommunizieren könnte. Meistens wurde für die Kommunikation ein Medium empfohlen. Doch konnte eigentlich jeder ein Medium werden?

Über die Korrekte Anwendung einen Oujia-Brettes gab es so viele Anleitungen die alle unterschiedlich waren, das sie das sehr weit nach hinten verschoben in ihren Gedanken.

Beatrice ging zum Fenster und beobachtete ein wenig die Sterne während sie über das grübelte, was sie mit ihren Freunden erörtert hatte und David und Kaiwen gerade in Büchern nachforschten.

Ein Stern leuchtete kurz auf um kurz darauf einen kleinen Bogen über den Himmel zu zeichnen, der genauso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war.

In ihren Gedanken formte sie den Wunsch, den sie schon hegte seit sie das Studium angefangen hatte. Sie wollte mit ihren Freunden einen Beweis für die Existenz des Übernatürlichen.

Ihre Nachtwache begann sie damit in der Mitte ihres Schlafzimmers eine Kerze aufzustellen und die Flamme zu beobachten. Sie setzte sich weit genug weg, damit ihr Atem nicht die Flamme beeinflusste. Doch außer dem flackern wann immer ein wenig Wind durch die nicht mehr ganz so dichten Ritzen pfiff. Konnte sie nichts wahrnehmen. Kurz hatte sie das Gefühl etwas zu spüren. Aber vielleicht war das auch nur Einbildung. Schnell trug sie es in ihr Notizbuch ein.

Für den letzten Tag waren sie kurz in ein nahegelegenes Dorf gefahren, um vor dem Haus ein wenig zu grillen. Zwar schüttelten die Leute die Köpfe über die Studenten, die im Geisterhaus Party machten, doch es war nicht wie in einem dieser verrückten Filme wo ihnen jeder davon abriet.

Für die Nacht schlug Alex eine kleine Mutprobe vor. Er hatte zusätzlich Stundenkerzen mitgebracht. Jeder von ihnen sollte an einer anderen Stelle in der Nacht in den Wald gehen und dort bleiben bis die Kerze heruntergebrannt war. Als Beweis sollten sie eine Kamera mit sich führen, welche die Umgebung aufzeichnen sollte.

Die Freunde waren einverstanden und kurz darauf standen sie mit einigem Abstand zueinander am Waldrand und begaben sich in die Dunkelheit. Kaum das seine Freunde außer Sichtweite war machte David kehrt und ging zurück zum Haus. Der Wald und die Schatten jagten ihm Angst ein.

Kaiwen blieb so nah am Waldrand, dass sie ihn noch sehen konnte. Dort drehte sie ihre Runden.

Alex machte sich auf den Weg zu einer Hütte, von der er gehört hatte. Sie solle damals von einer Hexe bewohnt gewesen sein. Jetzt war genau das richtige Ambiente, dass in ihm die Lust weckte, danach zu sehen. Doch alles was er fand, war vermoderndes Holz überwuchert mit Moos.

Die Drachenschnitzerei hatte es Beatrice angetan. Gern hätte sie den Künstler getroffen, welcher sie angefertigt hatte. Ziellos im Wald umherirren um von Rehen oder Wildschweinen umgerannt werden war nicht gerade das was sie sich erhoffte. Von hier aus würde sie den Rückweg auch ohne Licht finden.

Ein monotones Piepsen und der Geruch von Desinfektionsmittel, war das Erste was Beatrice wahrnahm. Schwerfällig öffnete sie die Augen. Irgendetwas steckte in ihrer Nase. Als sie den Arm hob um danach zu tasten fühlte es sich an, als hätte man ihr Gewichte an die Arme gebunden. Langsam wurde ihr verschwommener Blick klarer. Diesen Raum kannte sie nicht, aber Krankenhaus, war das erste, was ihr Verstand in diesem Moment ausspuckte. Ja, sie war scheinbar in einem Krankenhaus. Alles tat ihr weh, als sie versuchte sich aufzurichten. Es war als würde sie jeden Knochen, den sie hatte, deutlich spüren. Als sie an sich runter sah wurde ihr auch klar warum. Sie war dünner als sonst. Die Haut spannte sich um die Knochen als gäbe es keine Muskeln. Das sah wirklich furchterregend aus. Und es machte ihr auch Angst. Das Piepsen nahm zeitgleich mit ihrem Herzschlag zu, was ihr kurz Angst machte. Genauso schnell beruhigte sie sich wieder, als ihr bewusst wurde, dass ihr Herzschlag gemessen wurde.

Die Tür öffnete sich und ihre Mutter ließ kurz einen spitzen Schrei fahren. Dann eilte sie zum Bett und umfasste die Hand, in der keine Infusion steckte. „Beatrice, mein Gott, du bist aufgewacht. Wir hatten solche Angst dich auch noch zu verlieren“

„Auch?“, wollte sie fragen, doch aus ihrer Kehle drang nur ein unverständliches Krächzen. Welches auch nach einigen Schlucken Wasser nicht besser wurde. Nur ihre Kehle tat weniger weh dabei.

Sie musste lange bewusstlos gewesen sein. Dennoch war sie so unglaublich müde, als hätte sie tagelang nicht mehr geschlafen.

Erst wurde sie von einem Arzt untersucht und eine Schwester brachte Bildkärtchen und eine Tafel mit Buchstaben. Soviel dazu kein Uija Brett zu verwenden. Damit hatte das ganze irgendwie Ähnlichkeit. Zwar versuchten alle Anwesenden es ihr so leicht wie möglich mit Ja/Nein-Fragen zu machen, doch war es frustrierend sich nicht klar ausdrücken zu können.

Die Verbrennung an Alex Arm verheilte langsam, aber sicher. Kaum das die Ärzte ihm bescheinigt hatten, dass er entlassen werden konnte, standen ein paar Polizisten in seinem Zimmer und erklärten, dass er verhaftet sei. Ungläubig ließ er sich den Haftbefehl zeigen. „Brandtstiftung und Mord“ lauteten die Anklagen. „Mord?“

Gut er konnte sich nicht mehr erinnern ob sie die Glutherde ordentlich weggeräumt hatten. Brandstiftung war übertrieben. Aber Mord?

„W-wer ist tot?“ Er hatte Gedächtnislücken, seit Tagen nichts von seinen Freunden gehört und nun wurde ihm vorgeworfen jemanden getötet zu haben?

„Das Opfer ist eine Frau Haas.“

Seine Beine gaben nach und wenn nicht einer der Polizisten nach ihm gegriffen hätte, hätte er sich womöglich noch den Kopf angeschlagen. „Beatrice…“ Die Polizisten sagten etwas, doch die Worte drangen nicht zu ihm durch.

Während ihre Mutter ihr Krankenhaushemd geradezu mit Tränen durchtränkte sah sie auf ihren Vater der sonst immer besonnen und stark war und nun weinte er bittere Tränen.
Sie griff nach seiner Hand und drückte sie so gut sie konnte. Ignorierte noch immer die Schmerzen.
Inzwischen hatte sie erfahren, dass man sie im Keller des Hauses gefunden hatte, gefesselt und heruntergehungert. Dieses war heruntergebrannt. Doch noch irgendetwas lag in der Luft. Warum sagte ihr keiner wie es ihren Freunden ging. Warum war sie gefesselt gewesen?

Sie verstand die Welt nicht mehr.

Es dauerte noch einige Tage ehe man einen Polizisten zu ihr ließ. Noch immer konnte sie nur schlecht sprechen. Der Polizist stellte ihr als erstes die Frage ob sie sich erinnern konnte was geschehen war. Das musste sie verneinen. Sie war für die Mutprobe im Wald gegangen. Danach brach die Erinnerung ab, als hätte man bei einer Aufnahme abrupt auf Stopp gedrückt.

„Waren sie mit ihrer Schwester zusammen?“, hakte der Polizist weiter. Sie sah ihn irritiert an. Schwester? Sie hatte keine Schwester!

„Welche Schwester?“, krächzte sie und blickte in das Gesicht des verwunderten Polizisten. Dann rief er nach einer Schwester und redete mit ihr und verabschiedete sich ohne sie aufzuklären warum er solch eine seltsame Frage stellte.
Was war hier los? Hatten jetzt alle den Verstand verloren? Ein neuer Arzt kam herein und stellte sich als Neurologe und Diplom Psychologe vor. Aufgrund ihrer Gedächtnislücken nahm er sich nun ebenfalls ihrer Behandlung an. Dann hielt er ihr ein Bild von ihr selbst vor die Nase. Wann wurde das denn aufgenommen? Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern.

„Ich bin auf diesem Foto“, beantwortete sie die Frage und kam sich ziemlich blöde dabei vor.

Dann zeigte er ein weiteres Foto vor. Dies war sie, und noch einmal sie? Erschrocken warf sie es von sich. „Was soll das? Warum zeigen sie mir bearbeitete Fotos?“

„Es ist nicht bearbeitet.“

„Ich würde mich ja wohl erinnern, wenn ich eine Zwillingsschwester hätte!“

Ihre Stimme überschlug sich. Obwohl sie sich sicher war, dass er unmöglich verstehen konnte, was sie gesagt hatte antwortete er ihr darauf.

„Wo sind meine Freunde?“

„Verhaftet, für den Mord an ihrer Schwester.“

„Ich habe keine Schwester“, wiederholte Beatrice leise. Sie hielt sich den Kopf der gerade zu zerplatzen drohte. Mord? Nein das war nicht wahr. Wo waren ihre Eltern? Sie mussten ihm sagen das es keine Schwester gab.

„Es gibt Videoaufnahmen von der Tat. Ihre Freunde leugnen ebenfalls ihre Existenz, doch sie haben die Beweise selbst erstellt.“

Damit stellte er eine Videokamera auf den Nachtschrank. „Der Film ist bei der Staatsanwaltschaft, als Beweis. Aber sie müssen sich der Wahrheit stellen. Ich werde ihnen helfen.“

Wütend nahm Beatrice die Kamera, aber sie war zu schwer um sie nach dem Arzt zu werfen. Deswegen sank ihr Arm kraftlos zurück. Das war nicht wahr. Tränen rollten über ihre Wangen. Anders als der Arzt annahm, weinte sie nicht, über einen nicht vorhandenen Zwilling, sondern um ihre Freunde.

Die Ruhe tat gut. Niemand kam in nächster Zeit zu ihr und sie konnte ihre Gedanken und Erinnerungen sortieren. Es half ihr nicht zusammen zu bekommen, was genau geschehen war nachdem sie sich von ihren Freunden getrennt hatte. Doch neben dem Bett lag ihr Rucksack. Sie zog ihn an sich ran und holte ihr Notizbuch hervor. Als sie es aufschlug stockte ihr der Atem. Die ganzen Notizen, die sie für die Geisterforschung gemacht hatte war nicht das einzige auf dieser Seite. Es war über einen feinsäuberlichen Tagebucheintrag geschrieben.

5. Oktober 2019
Wir sind am Haus angekommen. Alle sind so mit ihrer Geistergeschichte beschäftigt, dass sie mich nicht mehr beachten. Zuerst dachte ich es sei ein Streich, den sie mir spielten. Doch sie stießen mich irgendwann sogar grob beiseite und nicht einmal Beatrice beachtete mich. Dieses Haus macht mir Angst.

6. Oktober 2019

Noch immer reden die anderen nicht mit mir. Sie scheinen mich gar nicht wahr zu nehmen. Dennoch wundern sie sich nicht einmal das ich nicht da bin.

Beatrice hat auch noch über meinen Tagebucheintrag geschrieben. Warum nimmst du mich nicht wahr, warum siehst du nicht was ich schreibe???

7. Oktober 2019

Die anderen wollen heute Nacht in den Wald. Ich bleibe bei dir Schwester. Ich lasse dich nicht im Stich. Was auch immer hier geschieht, ich liebe dich, Bleib gesund!

Schließlich war der Tag der Verhandlung gekommen. Unter Protest aller hatte Beatrice darauf bestanden dabei anwesend zu sein. Sie wusste nicht was hier vorging, aber sie wusste das sie nicht verrückt war. Sie hatte keine Schwester, hatte sie nie gehabt. Die Handschrift war wir vollkommen fremd gewesen.

Da saßen ihre 3 Freunde auf der Anklagebank. Zum ersten Mal, seit sie im Krankenhaus aufgewacht war sah sie, sie wieder. Alex hatte eine Brandwunde am Arm. Das sah schlimm aus.
Der Staatsanwalt verlas die Anklage. Die Verteidigung plädierte auf Unzurechnungsfähigkeit. Unzurechnungsfähigkeit? Warum nicht auf unschuldig? Ihre Freunde blickten abwesend auf den Boden. Sie wirkten total verstört. Was war los? Der Staatsanwalt spielte also ein Video vor. Ihre Freunde blickten verstört auf den Fernseher. Auch Beatrice starrte fassungslos hin.

Sie sah die Drachenstatue, an der sie im Wald gewartet hatte. Man hörte Schritte im raschelden Laub. Beatrice hörte ihre eigene Stimme die Daniel begrüßte. Dann hörte man nur noch einen dumpfen Schlag und man sah wie Beatrice irgendwo am Rand im Laub lag, ehe sie weggeschleift wurde.

Dann war ein Schnitt. Das musste die Sicht einer anderen Kamera sein. Sie stand irgendwo auf einem Tisch. Das Mädchen sah aus wie sie nur trug sie ein Latzkleid. „Was tut ihr da?“

Noch immer rief diese angebliche Zwillingsschwester keinerlei Gefühlsregungen in ihr aus. Doch ihre Eltern, die sie begleitet hatten, jaulten auf und weinten bitterlich. Warum? Man vergaß doch seine eigene Schwester nicht? Man vergaß doch keinen Zwilling!

Wie ferngesteuert murmelten ihre Freunde „die Hexe muss brennen, die Hexe muss brennen…“ Dabei hatten sie sie an einen Balken gefesselt und jeder von ihnen hatte eine Fackel in der Hand.

„Wo ist meine Schwester?“ Sie ignorierten das Geschrei des Mädchens und warfen die Fackeln vor ihr auf den Boden. Dieser fing so schnell Feuer, dass er vorher mit etwas getränkt worden sein musste. Alex jaulte auf und hielt sich den Arm als eine Stichflamme sich in seine Haut fraß und sein Ärmel kurz brannte. „Hexe! Hexe! Hexe!

Als der Raum völlig in Flammen stand schnappte einer von ihnen die Kamera und sie liefen nach draußen. Filmten und sahen dabei zu wie sich die Flammen nach und nach auf die Räume übergriffen.

Ihre Freunde wurden zu Psychiatrischer Behandlung und Sicherheitsverwahrung verurteilt worden. Beatrice hatte ein Mädchen sterben sehen, das genauso aussah wie sie. Doch alles was sie verspürte war das Gefühl der Ungerechtigkeit, über das Urteil, das sie jemanden getötet haben sollten, der nicht existierte. Sie hatte die Beweise gesehen aber ihr Herz und ihr Verstanden beharrten auf diese andere Wahrheit…

2 Gedanken zu “Das Geisterhaus

  1. Coole Geschichte! Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass es eigentlich 2 Geschichten sind, welche nicht zu Ende erzählt wurden… das heißt …. es müsste noch eine … nein 2 Fortsetzungen geben …

    1. Danke für die Rückmeldung. Derzeit bin ich gerade mit Ferra zusammen in einem anderen Projekt eingebunden. Aber wenn ich die Zeit und Muse finde werde ich mich mal an mehr wagen ;3 Ob es unbedingt eine Fortsetzung wird. Wir werden sehen.

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