7. Oktober 2024

Protastik-Protas auf Abwegen 23.03.2023

Jeden Sonntag veröffentlichen Anke Becker und Christina Marie Huhn eine neue Aufgabe für ihre #Protastik-Challenge. Am darauffolgenden Donnerstag werden dann die Geschichten dazu gepostet.

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Voller Vorfreude wippte Lilith auf ihren Fußballen vor und zurück, während sie der Erklärung lauschte, wie sie diese Drohne steuern und Aufnahmen damit machen konnte. Wie schwer konnte das schon sein. Sie nahm dem Mann die breite Fernsteuerung, mit integriertem Bildschirm, aus der Hand und ließ das kleine Fluggerät langsam abheben.
Ihr Bote hingegen stand mal wieder nutzlos, an die Gebäudefassade gelehnt, herum und begnügte sich damit, stumm zuzusehen, wie sie selbst die Arbeit erledigte.
Aber was sollte es – sie wollte ohnehin keinesfalls, dass er das Gerät ungeschickt gegen den nächsten Baum lenkte.
Sie selbst hingegen brauchte nicht lange, bis sie das Gerät soweit unter Kontrolle hatte, dass sich ihr Untergebener, der sie in die Funktion der Drohne eingewiesen hatte, verabschiedete.
Sehr schön! Lilith wollte jetzt keine Zeit mehr verlieren und das Gerät sofort seinem gewünschten Zweck zuführen.
Damit würde sie Drewfire überall hin folgen können und deren Fähigkeiten würden ihr rein gar nichts nützen. Wenn es nicht lebte, hatte es immerhin auch keine Aura. Sie musste lediglich darauf achten, dass die Verfolgung nicht allzu auffällig wurde, dann würde Drewfire den technischen Schnickschnack, selbst wenn sie ihn bemerkte, einfach ignorieren. Also lenkte sie die Drohne erfolgssicher in Richtung des Wäldchens, in dem ihre Nemesis lebte.
»Ich weiß ja nicht, ob solch ein elektronischer Vogel wirklich von so großem Nutzen ist.«
Die plötzlich gesprochenen Worte ihres Boten, ließen Lilith zusammenzucken. Sie hatte seine Anwesenheit schon wieder völlig vergessen gehabt.
»Drohne!«, korrigierte sie und rollte mit dem Auge.
»Nenne deinen Vogel, wie es dir beliebt«, entgegnete er, gewohnt monoton.
Solche, in der Zeit stehengebliebenen, Zeitgenossen waren manchmal einfach eine Plage.
So beschloss sie, ihn einfach wieder zu ignorieren und sich auf ihren Plan zu konzentrieren. Ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf ihre Züge. Prüfend sah sie auf den Laptopbildschirm, der auf einem Tisch auf der kleinen Terasse stand und auf dem ebenfalls noch immer das Bild der Drohne übertragen wurde.
Ausgezeichnet, einfach ausgezeichnet.
Plötzlich wackelte das Bild, als würde die Kamera wild durchgeschüttelt. Sie bemühte sich die Drohne umher zu schwenken, zu sehen, was da zu dieser Erschütterung geführt hatte. Doch das Gerät reagierte nur noch sehr schwerfällig. »Merda!« Verärgert schlug sie gegen die Fernbedienung.
»Doch nicht so nützlich, dein elektronischer Vogel?«
Lilith stellten sich die Nackenhaare auf, als ihr Bote mit einem Mal ganz dicht hinter ihr stand.
»Still!« Sie drückte weiter an den Steuerhebeln herum und verstand nicht, was da jetzt nicht stimmte.
Mit einem Mal schob sich etwas vor die Kameralinse und nahm ihr die Sicht.
»Was ist das jetzt wieder?«, fluchte Lilith und sah auf den dunklen Schatten, der ihr jegliche Sicht auf die Umgebung ihres Fluggerätes nahm.
»Ich würde sagen, die Schnauze eines Tiers.«
Noch immer zeigte die Stimme ihres Helfers, der auf den Laptopbildschirm starrte, keinerlei emotionale Regung und zerrte damit zusätzlich an ihren, ohnehin aufs äußerte, gespannten Nerven.
Wieder eine Erschütterung im Bild. Nun war das Tier deutlicher zu sehen. Ein Eichhörnchen, das sich scheinbar an einer Seite der Drohne festklammerte, um nicht von dem Ding herunter zu fallen. Wütend riss Lilith an der Fernbedienung ihres fliegenden Gefährts herum, in der Hoffnung, dass der Störenfried hinunterpurzeln möge.
Doch nichts tat sich. Die Steuerung funktionierte nicht mehr. Scheinbar hing die Drohne fest. Statt auf den Wald hatten sie nun einen großartigen Ausblick auf einen ausgehöhlten Baum oder Ähnliches, in den das Tier verschwand und kurz darauf mit einer Nuss wieder auftauchte, um diese vor dem Bild aufzuknacken und zu essen.
»Scheint, als müsse ich meine Zweifel revidieren – dieser Vogel ist nützlich. Eines dieser flinken Tierchen so unbedarft und nah zu beobachten war mir bisher noch nicht vergönnt«, säuselte ihr Bote fröhlich, ließ sich mit einem leisen Quietschen in den Gartenstuhl sinken und behielt den Monitor genaustens im Auge.
Einen flüchtigen Moment war Lilith ernsthaft irritiert angesichts der Tatsache, dass die Sprache dieses Kerls tatsächlich mehr als nur einer Tonlage beinhaltete, dann warf sie wütend die Fernbedienung auf den Boden, von welcher sofort Teile absprangen, stürmte nach drinnen und schlug die Tür zu.
Nutzlos. Allesamt einfach nutzlos!

F.Drewes

Kreativ-chaotisch und manchmal ein bisschen (Schreib)verrückt. Mehr von F.Drewes gibt es Hier

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