29. März 2024

#Protastik Protas auf Abwegen 03.03.2022

Jeden Sonntag veröffentlichen Anke BeckerLucas Snowhite und Christina Marie Huhn eine neue Aufgabe für ihre #Protastik-Challenge. Am darauffolgenden Donnerstag werden dann die Geschichten dazu gepostet. 

Unseren Beitrag findet ihr ebenso Hier


„Mistkerl…“, murrte Drewfire vor sich hin und kaute unzufrieden auf ihrer Unterlippe. Wieder einmal hatte Ryan es erfolgreich ihr aufgebürdet, Bericht zu erstatten und dieser fiel heute leider ziemlich beschämend aus.
Ohne Umschweife bedeutete Dracula ihr, ihm zu folgen, als sie im Schlachthof angekommen war. Sie unterdrückte ein Seufzen und begab sich mit ihm in eines der Besprechungszimmer. Auch nachdem sie ihm durch eine Verbeugung ihren Respekt gezollt hatte, hielt sie den Blick zum Boden gerichtet.
„Berichte“, forderte er und seine tiefe Stimme ließ sie kurz erschaudern.
„Ryan und ich haben die Diebe ausfindig und unschädlich gemacht“, begann sie und zögerte kurz. „Ein Feigling konnte allerdings entkommen“, fügte sie schließlich unwillig hinzu.
Schweigen legte sich über den Raum und machte sie zusätzlich nervös. Verdammt. Sie spürte den Blick ihres Herrschers auf sich.
„Und die Blutwaffen?“, fragte er schließlich.  Natürlich war ihm nicht entgangen, dass sie nichts dabei hatte.‘
„Waren nicht dort.“ Ob der Geflohene sie mitgenommen hatte, oder sie nie dort waren, konnte sie nur spekulieren.
Anstatt noch etwas zu sagen oder zu fragen, rief Dracula eine der Wachen herein und ließ nach Black Dragon schicken. Augenscheinlich entlassen wollte Drewfire sich gerade entfernen als eine Handbewegung sie innehalten ließ. Was denn noch?

Wenigstens mussten sie nicht lange auf den Spion warten.
„Balduin, du hast mir berichtet, dass die Abtrünnigen einen neuerlichen Markt planen?“ Black bejahte.
„Gut. Dort könnten auch Blutwaffen die einigen unserer Leute gestohlen wurden feilgeboten werden.“
„Ich werde die Augen offenhalten.“
Drewfire überkam schon das Gefühl, ihre Anwesenheit sei bereits in Vergessenheit geraten, als Dracula in ihre Richtung deutete. „Drewfire wird dich begleiten. Sie kann einen der Diebe identifizieren.“
Sie unterdrückte ein entnervtes Stöhnen und auch Black wirkte nicht begeistert. Zumindest bis Dracula weiter sprach: „Drewfire, du wirst Balduins Anweisungen Folge leisten.“
Bitte was? „Natürlich, wie ihr wünscht“, erwiderte sie zähneknirschend.
Die Mundwinkel des Spions zuckten amüsiert. „Gut, dann komm morgen direkt zu mir nach Hause, damit wir alles vorbereiten können“, meinte er in ihre Richtung und verließ den Raum.
Großartig. Schon fing er an sie herumzukommandieren. Vorbereiten… pah. Als ob das nötig wäre. Hingehen, Dieb finden, kalt machen, Diebesgut einsammeln, fertig. Wo war das Problem?

~

Mies gelaunt kam Drewfire am kommenden Abend beim Herrenhaus an. Zu ihrer Überraschung wurde ihr die Tür nicht von Mechthild, sondern von Yasmin geöffnet. Deren übertrieben fröhliches Lächeln ging ihr schon auf die Nerven, bevor sie überhaupt den Mund aufgemacht hatte. Andererseits… etwas wie Kind, was ziehst du denn für ein Gesicht oder ähnliches von Mechthild wäre auch nicht besser gewesen.
„Komm rein“, säuselte die Spionin und wollte sich einhaken um sie durchs Haus zu dirigieren. Drewfire wich aus. „Ich kenne mich hier aus, danke.“
Im Wohnzimmer erwartete sie Black Dragon, der sich schon verkleidet hatte.
Yasmin warf einen prüfenden Blick auf Drewfire und machte sich dann daran, eine Kleidungsstücke, die auf einem Sessel lagen, durchzusehen.
„Was wird das?“, erkundigte sich Drewfire misstrauisch.
Black sah sie belehrend an. „Das Ganze soll eine Ermittlung und kein Massaker werden. Wir sorgen nur dafür, dass dich keiner erkennt und du“, er deutete auf den Dolch in ihrem Gürtel, „versuchst deine Waffe für eine Nacht da zu lassen wo sie ist und keinen sinnlos umzubringen. Meinst du, du bekommst das hin?“
Drewfire schnaubte. Diesen provokanten Tonfall konnte er sich sonst wo hinstecken. „Ich bekomme alles hin, Drachenjunge.“
„Sehr schön.“ Mit einem Winken bedeutete er Yasmin loszulegen. Entgegen Drewfires Annahme sparte sie sich jede Anzüglichkeit. Sowohl in ihren Worten als auch Blicken. Irgendwie machte sie diese Tatsache nervös. Nein, nicht nervös, es irritierte sie nur. Nur ein klein wenig.

Mürrisch folgte sie Black zu diesem Markt. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so unwohl in ihrer Haut gefühlt. Die Kleidung war nicht störend, oder unbequem, und doch fühlte es sich einfach falsch an. Ryan hätte vermutlich einen Lachanfall bekommen, würde er sie so sehen. Was zum Henker sprach dagegen, eine vernünftige Corsage zu tragen? Oder wenigstens einen Rock?
„Denk dran“, begann der Spion zum wiederholten Mal. „Wir bringen niemanden sinnlos um.“
‚„Ja ja“, murmelte Drewfire und winkte seine Worte davon.
Er stoppte vor ihr und sah sie mahnen an. „Auch nicht antöten oder soetwas!“
Sie rollte mit den Augen. „Spielverderber.“
Sie näherten sich einem großen Platz gefüllt mit Decken und einfachen Holztischen, von denen aus die Händler ihre Waren darboten und dabei versuchten sich mit lautem Gebrüll gegenseitig zu übertönen. Diese ganzen Marktschreier, gemischt mit dem Geschwätz der Kundschaft und der bunten Gefühlssuppe, die ihr mit den Auren entgegenschwappte, verursachten ihr Kopfschmerzen.
Sie seufzte und konzentrierte sich auf das wesentliche in den Auren der Anwesenden, bis sie die des Gesuchten in dem ganzen Chaos ausfindig gemacht hatte. „Irgendwo da hinten“, murmelte sie und deutete an das andere Ende des Platzes.
„Okay.“ Black Dragon wollte auch noch andere Informationen zusammentragen, und schlenderte genügsam über den Markt. 
Genervt sah sie ihm dabei zu wie er munter mit irgendwelchen Leuten plauderte. Ernsthaft? Nein, sie würde nicht warten, dass die Waffen weg waren, nur weil er meinte sich hier ein Ohr abkauen lassen zu müssen.
Zielstrebig machte sich Drewfire auf den Weg.
„Holt euch eure eigene Blutwaffe!“, hörte sie jemanden von einem der hinteren Stände rufen. Na also. Sie schob jeden beiseite der ihr im Weg stand und erreichte kurz darauf den Gesuchten. Etliche Vampire mit interessierten aber auch skeptischen Blicken standen um die Ware herum und feilschten mit dem Händler. Sie verschaffte sich einen schnellen Überblick. Alle Waffen waren noch da.  Sie griff nach einem Dolch und wog ihn in der Hand. „Ich nehme alle“, verkündete sie dann lautstark und sofort war es ruhig um sie herum. Ah, viel besser.
„Das wird nicht billig. Was bietet ihr dafür, werte Frau?“
Drewfire lächelte. Ihre zugesagte Abstinenz galt immerhin nur ihrer eigenen Waffe. „Einen schnellen Tod“, schlug sie also vor und noch während sie sprach, rammte sie ihm die Klinge ins Auge.
In Windeseile brach heilloses Chaos um sie herum aus. Einige der direkt Umstehenden versuchten zu fliehen, andere bemühten sich in dem Durcheinander noch eine der Waffen für sich zu beanspruchen. Doch jeder, der nach dem Klingen griff musste dafür in Drewfires Reichweite. Sie wirbelte umher und schlitze jeden auf, der ihr zu Nahe kam.
Als es ruhig wurde, sah sie den letzten zu, die einfach feige davonliefen und etliche Waren einfach zurückließen. Zufrieden hob sie die Waffen auf und packte sie in eine Tasche, die inzwischen nutzlos am Boden lag.
„Was hatte ich dir gesagt?“, tadelte Black Dragon und stemmte die Hände in die Hüften.
„Was war das noch …“ Drewfire tippte sich nachdenklich ans Kinn, „Achja“, sie räusperte sich theatralisch, „Lass deine Waffe wo sie istund ‚keinen sinnlos umbringen‘“ rezitierte sie ihn, dann zuckte sie mit den Schultern und deutete zuerst auf den Dolch in ihrer Hand, „Nicht meine“ dann packte sie auch diese Klinge in die Tasche und warf sie ihm zu. „Nicht sinnlos.“ Mit einem weiteren Schulterzucken grinste sie ihn zufrieden an. „Können wir dann?“

F.Drewes

Kreativ-chaotisch und manchmal ein bisschen (Schreib)verrückt. Mehr von F.Drewes gibt es Hier

Alle Beiträge ansehen von F.Drewes →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert