7. Oktober 2024

Protastik – Protas auf Abwegen 04.08.2022

Jeden Sonntag veröffentlichen Anke BeckerLucas Snowhite und Christina Marie Huhn eine neue Aufgabe für ihre #Protastik-Challenge. Am darauffolgenden Donnerstag werden dann die Geschichten dazu gepostet. 

Unseren Beitrag findet ihr ebenso Hier


Nana hing mit Angel und dem Barkeeper Lexian über einem Tablet und amüsierten sich mit ihnen damit, abwechselnd Fragen aus einer Art Online-Wahrheit oder Pflicht zu beantworten. Auch Black ließ sich immer mal wieder dazu hinreißen, eine Antwort zu geben.
»Was war der letzte Schritt zum Pärchen-Dasein?«, las Nana gerade die nächste Frage vor und sah nachdenklich in die Runde. Wen sollte sie das beantworten lassen? Ihr erster Gedanke war Angel, aber da zwinkerte ihr Lexian mit einem schelmischen Grinsen zu.
»Hey, das ist doch die perfekte Frage für euch!«, schlug er, an Drewfire und Ryan gerichtet, vor.
Die beiden Bluthäscher sahen ihn gleichermaßen desinteressiert an.
»Passe«, erwiderte Ryan. Drewfire ergänzte ein nicht weniger knappes »Ebenso.«
Schade. Das hätte Nana tatsächlich interessiert. Die Ablehnung überraschte sie jedoch nicht, hatten die beiden das Spiel doch von Anfang an zu ›lächerlichem Unfug‹ erklärt. Andererseits – vielleicht wollten sie auch einfach nicht in vergangenen Erinnerungen schwelgen, wo sie doch schon lange kein Paar mehr waren.
Der Barmann gab allerdings nicht so leicht auf: »Ach kommt schon, seit nicht solche Langweiler«, bohrte er weiter, lehnte sich ein Stück in Drewfires Richtung und flüsterte verschwörerisch: »Oder ist dir das womöglich peinlich, weil du damals auch nur eine der jungen Dinger warst, die unseren Casanova hier angehimmelt haben?«
Die Bluthäscherin hob nur missbilligend eine Braue und schüttelte den Kopf.
»Hmm das ist wohl nicht ganz von der Hand zu weisen«, stimmte hingegen Ryan zu, grinste Drewfire an und wackelte mit den Augenbrauen.
»Bitte?! Da trügt dein Erinnerungsvermögen dich aber gewaltig mein Lieber«, entgegnete diese bestimmt, verschränkte die Unterarme auf dem Tisch und kam ihm so ein Stück entgegen. »Gutes Aussehen und ein übersteigertes Ego allein konnten mich noch nie beeindrucken.«
An Ryans Grinsen änderte das nicht das Geringste. »Wie du meinst.«
»Aber damals warst du doch noch keine fünfzig, oder? Da kann man schon mal schwärmen. Also?«, hängte sich jetzt auch Angel in die Unterhaltung.
»Wir wollen ja nur den letzten Schritt wissen, das peinliche Geplänkel davor braucht ihr ja nicht zu erzählen. Seit keine Spielverderber und gebt euch einen Ruck«, fügte Lexian hinzu.
Nana sah die Bluthäscher erwartungsvoll an und hoffte, dass sich vielleicht wenigstens Ryan erweichen lassen würde.
»Na schön«, gab dieser nach kurzem Schweigen auch tatsächlich nach und legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Ich würde sagen, der letzte Schritt war etwa um 385 bei einem Angriff der Lykaner, die wir damals noch abschlachten durften, ohne Ärger dafür befürchten zu müssen«, begann er und schickte Drewfire ein verschmitztes Lächeln. »Zumindest hast du mich da das erste Mal geküsst.«
»Oh nein!«, revidierte diese sofort, »Du hast mich geküsst. Ich habe dir daraufhin lediglich eine Ohrfeige verpasst!«, stellte sie richtig, aber auch sie brachte diese Erinnerung zum Lächeln. Währenddessen fragte Nana sich unwillkürlich, warum es sie eigentlich überraschte, dass ausgerechnet ein Kampf die Kulisse für den letzten Schritt in eine Beziehung der beiden gewesen war, obwohl sie damals doch eigentlich noch viel zu jung gewesen sein mussten, um bei solchen Schlachten anzutreten. Aber das waren andere Zeiten und die Bluthäscher, soviel war Nana inzwischen klar, hatten wohl schon immer nach ihren eigenen Regeln gespielt.
Ryans Lachen lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder zurück auf die Erzählung. »Stimmt. Dabei hatte ich mir den wirklich verdient, immerhin hatte ich dir eine Horde stinkender Wölfe vom Hals gehalten. Außerdem bist du mir ja regelrecht in die Arme gefallen, das musste ich doch nutzen.« Mit einem Zwinkern verschränkte er die Arme auf der Stuhllehne und legte sein Kinn darauf ab.
»Achja, natürlich. Mein großer Held…«, stimmte Drewfire in sarkastischem Tonfall, aber immer noch lächelnd, zu. »Ich bin dir im übrigen nicht ›in die Arme gefallen‹, du bist einfach im Weg gestanden und hättest uns beinah beide zu Fall gebracht. Vor der besagten Horde Lykaner. Also ja, die Ohrfeige hattest du verdient.«
Ehe Ryan protestieren konnte, schaltete sich Angel ein: »Moment. Das war aber nicht alles während dem Angriff. Oder?«, fragte sie dazwischen.
Die Bluthäscher sahen ihre Freundin an und wirkten dabei ernsthaft irritiert.
»Doch, natürlich. Wann denn sonst?«, erklärte Ryan, als wäre es das normalste der Welt, während eines Kampfs gegen Werwölfe seine Aufmerksamkeit aufs Flirten zu verwenden. »Aber wir haben nach dieser kleinen … Ablenkung …  das erste Mal wirklich zusammen gekämpft. Nach dem Angriff…«
»Danach könnte es eventuell tatsächlich so gewesen sein, dass ich auf weitere Ohrfeigen verzichtet habe«, ergänzte Drewfire, tauschte einen vielsagenden Blick mit Ryan und wandte sich dann wieder, schlagartig mit ihrer gewohnt kühlen Art, Nana und den anderen zu. »Zufrieden oder braucht ihr mehr blutige Details?«
»Zufrieden, danke!«, antwortete Nana schnell, ehe jemand etwas anderes sagen konnte, dann wandte sie sich neugierig an Black: »Wie war das denn bei dir und Damian?«




Teil 2 findet ihr ebenso Hier


Mit schief gelegtem Kopf sah Black zu Nana und in Lexians feixendes Gesicht, welcher direkt neben ihr saß. Er war nicht sonderlich erpicht darauf, vor diesem Klatschmaul darüber zu reden, welches der letzte Schritt in seine und Damians Beziehung war.
„In deren Fall, vermutlich bereits ihr Kennenlernen“, warf Drewfire ein.
„Fragt sich nur welches. Das Erste? Oder doch eher das Zehnte?“, ergänzte Ryan grinsend.
„Witzig…“
„Ja finde ich auch“, stimmte der Bluthäscher Black lachend zu.
Diese und zahlreiche andere Kommentare hatten er und Damian sich damals zu genüge anhören dürfen. Warum konnten die Leute ihre neugierigen Nasen auch nie bei sich behalten?
Black Dragon spürte Nanas fragenden Blick sich geradezu in seine Seite bohren. 
„Frag hier einfach irgendwen, außer mich oder Damian, es wissen hier eh wieder alle besser“, kommentierte er und schüttelte den Kopf.
„Dann wird es doch höchste Zeit, dass wir deine Version erfahren“, hielt Lexian dagegen.
Als Black in das neugierige Gesicht von Nana sah seufzte er ergeben. „Das ‚Kennenlernen‘ war es auf jeden Fall nicht. Damian und ich waren anfangs einfach nur befreundet.“
Sofort setzte um sie herum das Getuschel der auffällig unauffälligen Lauscher ein. So gut er konnte versuchte er, es zu ignorieren.
„Kennengelernt haben wir uns an einem Treffpunkt von jungen Freigeistern.“
„Das stimmt nicht ganz. Wir haben uns schon vorher getroffen.“
Irritiert sah er zu Damian und runzelte die Stirn. Wann genau war er bei ihnen aufgetaucht?
„Haben wir?“ Angestrengt versuchte Black sich zu erinnern, wo sie sich zuvor schon einmal begegnet sein sollten, wo er sich doch vor jeglichen Veranstaltungen, zu denen seine Eltern ihn hatten mitschleifen wollen, erfolgreich gedrückt hatte.
„Ja, auf der Feierlichkeit von einem Freund deines Vaters.“ Damians Arme legten sich um Blacks Schultern . Stimmt, daran hatte er nicht mehr gedacht.
„Warum hat es dann überhaupt so lang gedauert, bis du mir verfallen bist?“, fragte Black Dragon und zog seinen Partner auf seinen Schoß und sie schmiegten sich aneinander.
„Weil du gleich wieder abgehauen bist“, erinnerte Damian schmunzelnd und küsste ihn.
Hmm ja das klang nach ihm.  Dann wandte er sich ihren Zuhörern zu.
„Auf jeden Fall habe ich Damian den hübschen Arsch gerettet.“
Aus Damians Richtung erklang nur ein schmollendes „Pff…“
„Daraufhin hat er sich unsterblich in mich verliebt“, fuhr Black unbeirrt und selbstzufrieden fort.
„Träum weiter“ Damian gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, grinste aber.
„Schon gut“, lachte Black. „Wir wurden … gute Freunde. Als meine Eltern verreisen mussten und ich mit Angel zurückblieb, hat Damian mir unter die Arme gegriffen, bei der Erziehung. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und irgendwann haben wir auch das ein oder andere mal miteinander geschlafen.“
„Bis ich dir gesagt hatte, dass ich dich liebe.“ Mit einem gespielt pikierten Gesichtsausdruck verschränkte Damian die Arme.
Ja. Das hatte Black Dragon damals einen ziemlichen Dämpfer verpasst. Er erinnerte sich noch gut daran, wie geschmeichelt, aber völlig überfordert, er sich mit einem Mal gefühlt hatte. Er wollte doch nur ein wenig Spaß haben und plötzlich stand er da und konnte nichts tun, um Damian einen gewissen Schmerz zu ersparen, weil er keine Antwort für ihn gehabt hatte.
Außer sein völliges Unvermögen zu erkennen, was denn eigentlich der Unterschied zu einer Freundschaft und wirklicher Liebe war. Denn verdammt, er brauchte keine Liebe, um zu ficken. 
„Ich wusste nicht was ich empfand und wie ich auf Damians Geständnis reagieren sollte. Also zog ich mich von ihm zurück, weil die ganze Sorglosigkeit für mich dahin war und ich nicht aufhören konnte darüber nachzudenken, ob ich ihn vielleicht verletze.“
Niemand hatte damals eine Erklärung für ihn gehabt, die wirklich hilfreich gewesen war.
„Und wie hast du letztlich erkannt, was du fühlst?“, hakte Nana nach.
„Es gab hier in der Nähe eine alte Scheune, in der sich immer wieder Clanmitglieder und Freigeister zwanglos getroffen hatten und es gab immer irgendjemanden der etwas anbot um die Leute zu unterhalten. Sei es irgendwelche Theatherstücke, die gespielt wurden, Musik oder einfach Gedichte vortragen. Dort haben Yasmin und ich uns auch öfters herumgetrieben, bevor wir dem Clan beigetreten sind. In jener Nacht trat eine Band auf. Einer von ihnen kam mir bekannt vor ich konnte es nicht einordnen, bis er auf mich zukam. Lust auf ein bisschen Spaß?, fragte er mich. Da erinnerte ich mich auch wieder, woher ich ihn gekannt hatte: Wir hatten mal vor Jahrzehnten miteinander geschlafen. Und verdammt ich hatte Lust auf ein bisschen Spaß. Doch in diesem Moment wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich besagten Spaß nicht mit ihm haben wollte. Stattdessen sah ich Damian am anderen Ende des Raums. Also Entschuldigte ich mich bei ihm und verließ die Scheune.“
„Moment, du bist gegangen? Du hast nicht mit Damian geredet?“
„Die Nacht bewahre, nein! Es dauerte noch etwa drei Monate bis ich es ihm gestand.“
Fassungslos sah Nana ihn an. „Warum?“
Damian und Black Dragon tauschten einen melancholischen Blick und schüttelten dann die Köpfe. „Nicht so wichtig…“ Er gestikulierte ein wenig hilflos mit den Händen.
„Auf jeden Fall trafen wir uns…“ Schnell brach er ab, ehe er zu viel verriet. Damian und er grinsten sich an wie zwei Jungvampire, die gerade etwas angestellt hatten. „Damian hatte sehr hartnäckig darauf bestanden mich zu treffen und nachdem ich ihn drei Monate abgewiesen hatte stürmte er wie ein kleiner Tornado auf mich zu. Ich wusste ich musste ihm sofort den Wind aus den Segeln nehmen, denn wenn er erstmal seine Tirade anfängt, stoppt ihn nichts mehr so leicht. Allerdings viel mir nur eines ein, dass ihn ausreichend ablenken würde.“
Es war fast lächerlich wie nervös er gewesen war. Wusste er doch, was Damian für ihn empfand. Für Black war es dennoch ein großer Schritt gewesen.
„Es war nicht gerade elegant gewesen. Ich schnappte ihn und küsste ihn erstmal, was ihn eher noch wütender werden ließ, sodass ich schon fast befürchtete, dass ich zu spät wäre mit meiner Antwort.“
Black sah seinem Geliebten in die Augen und strich mit den Fingern über seine Wange. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch“, erwiderte Damian.
Normalerweise hielten sie sich mit dieser Art Gefühlbekundungen im Schlachthof zurück. Doch heute störten sie sich beide nicht daran.

F.Drewes

Kreativ-chaotisch und manchmal ein bisschen (Schreib)verrückt. Mehr von F.Drewes gibt es Hier

Alle Beiträge ansehen von F.Drewes →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert