5. Mai 2024

#Protastik Protas auf Abwegen 28.04.2022

Jeden Sonntag veröffentlichen Anke BeckerLucas Snowhite und Christina Marie Huhn eine neue Aufgabe für ihre #Protastik-Challenge. Am darauffolgenden Donnerstag werden dann die Geschichten dazu gepostet. 

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„Hey, komm rein“, wurde Drewfire gegrüßt und noch bevor sie etwas erwidern konnte, auch schon in der Tür stehen gelassen. Yasmin eilte wieder ins Haus zu ihrem heulenden Nachwuchs.
Drewfire hatte weder vor, länger als unbedingt nötig zu bleiben, noch hatte sie Lust, durch das ganze Haus gegen Yasmins Balg anzuschreien. Also folgte sie ihr widerstrebend nach drinnen.
Yasmin ging im Raum auf und ab, ihren Sohn Andras im Arm wiegend, und sah dabei ziemlich müde aus. Quer im Raum verteilt lagen die verschiedensten Spielzeuge. So viel brauchte doch kein Kind der Welt. Doch sie würde sich hüten irgendetwas dazu zu sagen.
„Er zahnt gerade“, antwortete die Spionin auf die Frage, die Drewfire nie stellen wollte.
„Es sollen sich doch gerade Jäger in dieser Gegend herumtreiben, hat dir Damian keine Wachen hergeschickt?“ Sie hatte zumindest keine gesehen.
„Hab sie weggejagt, weil mir jeder von denen erklären wollte was ich alles falsch mache. Alles Kinderexperten.“, murrte Yasmin und rollte mit den Augen. Andras hatte sich inzwischen beruhigt, also setzte sie ihn vorsichtig auf dem Boden ab und reichte ihm einen kleinen Lederball in dem offenbar ein Glöckchen versteckt war. Somit wurde das nervtötende Geheul von einem stetigen klingeln abgelöst.
Es war höchste Zeit für Drewfire, zum wesentlichen zu kommen, damit sie wieder hier verschwinden konnte. „Wo treibt sich eigentlich Black Dragon herum? Sollte er tatsächlich mal seinem Job nachgehen?“, fragte sie also, wartete aber keine Antwort ab sondern fuhr ohne Umschweife tadelnd fort: „Somit würde wenigstens einer diese verdammten Wolfsfreien aufspürt nicht all die anderen Nutzlosen…“ Ein klirren unterbrach ihre Schimpftirade
„Andras!“, rief Yasmin aus und hob den Jungen schnell hoch, bevor er nach einer Scherbe der Vase greifen konnte, die er gerade irgendwie vom Tisch geworfen hatte.  Augenblicklich fing er wieder an zu weinen. Großartig. Hier her zu kommen hätte sie sich auch sparen können. Die Sonne ging auch in einer guten halben Stunde auf. Besser sie verzog sich, ehe sie noch mehr Zeit verschwendete und den ganzen Tag mit den beiden verbringen musste. Yasmins Haus war wirklich der letzte Ort, an dem sie den Tag verbringen wollte. Sie wollte gerade gehen, da wurde ihr unvermittelt der kleine Schreihals auf den Arm gedrückt.
„Halt ihn doch bitte mal kurz. Ich will nur schnell die Scherben wegräumen“, bat Yasmin und machte sich daran, die Überbleibsel der Vase aufzusammeln.
Völlig überrumpelt brachte Drewfire nur ein „Beeil dich, ich muss los“, als kläglichen Protest über die Lippen. Die Spionin nickte nur und verschwand mit den Scherben nach nebenan.  Andras hatte sich auf Drewfires Arm unterdessen schnell beruhigt und zog ihr mit einem vergnügten quieksen an den Haaren.  Genervt griff sie nach der kleinen Hand und befreite die Strähne. Wie lange konnte es eigentlich dauern, ein paar verdammte Scherben zu entsorgen?
Drewfire hielt inne. Yasmins Aura war plötzlich von verdächtiger Ruhe erfüllt. Sie war doch nicht etwa … Ein Blick ins Nebenzimmer bestätigte die Befürchtung. Die Spionin saß in einem weich gepolsterten Schaukelstuhl und war eingeschlafen.
Nunja, das war nicht ihr Problem.
Sie setzte den Jungen auf den Boden zu seinen Spielsachen. Das sollte den Kleinen eine Weile beschäftigen. Dann machte sie sich auf den Weg.
Zumindest hatte sie das vor, denn kaum, dass sie die Haustür geöffnet hatte, begann Andras erneut zu plärren. Sie stockte. Seine Mutter schlief tief und fest.
Verdammt!
Sie schlug die Tür wieder zu und ging zurück. Leider waren die Emotionen von Kleinkindern derart chaotisch und wankelmütig, dass sie daraus nichts lesen konnte. Als hätte er nur darauf gewartet, hörte der Junge, gleich als sie den Raum wieder betrat, auf zu weinen, rollte stattdessen den klingelnden Ball in ihre Richtung und sah sie erwartungsvoll an.
„Ich bleibe nur, weil du vielleicht tatsächlich einige dieser Jäger anlocken könntest, dann gäbe es wenigstens mal wieder etwas zu tun“, brummte sie und stieß den Ball mit dem Fuß an, so dass er ans andere Ende des Zimmers kullerte. Lachend krabbelte Andras hinterher.
Drewfire hob eine Braue. Was die meisten an Babys so toll fanden, würde sie wohl nie nachvollziehen können. Andras war einfach nur klein, nervtötend und unfähig irgendetwas allein zu schaffen, außer seiner Mutter scheinbar die letzte Kraft zu rauben. Munter schlug er jetzt zwei Holzspielzeuge gegeneinander und lachte dabei.
Drewfire seufzte. Soviel dazu auf keinen Fall den Tag bei Yasmin zu verbringen …
Um etwas zu finden mit dem sie sich beschäftigen konnte ging sie das große Bücherregal ab und besah sich die einzelnen Titel. Das bisherige klang durchweg furchtbar.  
Die plötzlich einsetzende Stille bewegte Drewfire dazu, noch einmal hinter sich zu blicken. Auf dem Boden war nur noch Spielzeug, während Andras gerade ziemlich unkoordiniert durch den Raum trudelte. Offenbar hatte er seine Flugfähigkeit schon für sich entdeckt, war allerdings noch nicht wirklich in der Lage die Richtung korrekt zu bestimmen. Als er Drewfire entdeckte streckte er lachend die Hände nach ihr aus.
Sie hatte keine Ahnung, warum das Balg so einen Narren an ihr und Ryan gefressen hatte, aber das war ihr schon beim ersten Aufeinandertreffen aufgefallen. Allerdings war sie gar nicht begeistert davon. Hoffentlich legte sich das schnell wieder.
Noch immer ziemlich unkontrolliert schwebte er in ihre Richtung und drehte sich dabei immer wieder um die eigene Achse.
Sie gab ihm einen Stups und er wirbelte jammernd in Richtung der Raumecke. Dann setzte seine Kraft scheinbar aus und er plumpste in eine offene Kiste, in der sich die wenigen Spielzeuge befanden, die er nicht auf dem Boden verteilt hatte.
Lauthals fing er an zu weinen und um sich zu tretten, doch noch immer reagierte seine Mutter kein bisschen. Das durfte doch nicht wahr sein. Wurde der Bengel denn nie müde?
Missmutig ging sie zu ihm hinüber und gerade, als sie sich zu ihm hinunterbeugte bekam er einen weiteren Ball zu fassen, besser gesagt, eine große Murmel, die er ihr in seinem trotzigen herumgestrampel zielgenau an den Kopf schlug. Fluchend riss sie ihm die Kugel aus der Hand. Wie sie Kinder hasste. Er verstummte kurz vor Schreck, nur um dann noch lauter loszubrüllen. Wie bei der Nacht konnte Yasmin bei diesem Lärm immer noch schlafen?
Sie beugte sich erneut zu Andras und piekte ihm in den Bauch. „WAS!? Was willst du?“, fauchte sie gereizt. Mit erstaunlich kräftigem Griff packte er ihren Finger, führte ihn zu seinem Mund und biss mit seinem einzigen Reißzahn zu um ihr Blut zu trinken.
„Hey, dafür hast du deine Mutter!“, schimpfte sie. Nicht, dass das den kleinen Blutsauger interessierte.  Ziemlich sicher verstand er ohnehin kein Wort. Sie seufzte. Wenigstens zeigte er endlich Anzeichen von Müdigkeit. Also hob sie ihn hoch und er kuschelte sich an sie. Als er ihren Finger freigab, war er auch weggeschlummert. Endlich.
Sie bettete ihn auf ein Fell auf dem Boden und war froh endlich Ruhe vor dem kleinen Quälgeist zu haben.
Letztlich fand sie auch ein Buch, dass nicht ganz so furchtbar klang und setzte sich damit in den Sessel. Auch dieser Tag würde vorbei gehen Yasmin würde sich hüten, damit zu prahlen, dass sie den Tag bei ihr verbracht hatte, wenn sie nicht wollte das sie jedem erzählte, dass sie ihr weinendes Kind einfach verschlief.
Noch zwei Male wurde der Rotzbengel wach und brachte noch mehr Unordnung in die Wohnung.
Drewfires letzter Nerv war aufgebraucht, als die Sonne endlich unter ging.
Damit war sie raus!
Kaum schlug sie die Tür hinter sich zu und schlang den dunklen, dichten Mantel, den sie sich von Yasmin geborgt hatte um ihren Körper, spürte sie, dass diese erwachte. Wurde auch Zeit.

F.Drewes

Kreativ-chaotisch und manchmal ein bisschen (Schreib)verrückt. Mehr von F.Drewes gibt es Hier

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