28. April 2024

#Protastik-Protas auf Abwegen 13.01.2022

Jeden Sonntag veröffentlichen Anke BeckerLucas Snowhite und Christina Marie Huhn eine neue Aufgabe für ihre #Protastik-Challenge. Am darauffolgenden Donnerstag werden dann die Geschichten dazu gepostet. 

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Mit genervter Miene verließ Drewfire Asmodeys Büro.
„Der Hauptmann ist nicht zugegen. Versuchen sie es im Lokal“, hatte sein Vorzimmerdrache sie angeblafft und sich gleich darauf wieder um andere Belange gekümmert.
Mürrisch betrat sie also den Schlachthof, den sie als vieles, aber sicher nicht als ‚Lokal‘ bezeichnen würde und den sie in einer ‚Nacht der Gewandelten‘, wie sie heute stattfand für gewöhnlich meiden würde wie Sonnenlicht.
Aber es half ja alles nichts. Auf Ärger konnte sie verzichten und der Bericht, ob Ryan und sie die gesuchten Abtrünnigen ausfindig machen konnten, wurde ausdrücklich ‚zeitnah‘ erwartet.
Die Blutflecken, die sie als Überbleibsel der Gesuchten, noch mit sich herum trug würden ihr sicherlich zumindest die Halbblüter vom Hals halten.
Hatte sie gehofft…
…doch sie irrte sich. Alle starten sie an und lobten ihr tolles Kostüm. Sich die Irritation nicht anmerken lassend schritt sie durch die Menge die sich, selbst für Halbblüter Verhältnisse, mit sehr seltsam anmutenden Kleidungen schmückte.
An der Bar angekommen seufzte sie lautlos. Selbst der Barkeeper Lexian hatte es sich nicht nehmen lassen, in eine überaus merkwürdige Kostümierung zu schlüpfen. Nun stand er vor ihr in einem gelben Einteiler, hinter ihm wackelte ein merkwürdig gezackter Schwanz (?) hin und her und an der Kapuze baumelte links und rechts je ein gelb-schwarzes Würstchen, die wohl so etwas wie Hasenohren darstellen sollten. Abgerundet wurde die Katastrophenkluft mit tiefroten, großen Kreisen, die er sich auf die Wangen gemalt hatte.
„Dich hätte ich ja heute nicht hier erwartet“, grüßte er sie gut gelaunt. „Eine sonderlich kreative Verkleidung ist das zwar nicht, aber…“
Drewfire hob kritisch eine Braue und ignorierte den Verkleidungs-Kommentar. „Wo finde ich Asmodey?“, fragte sie stattdessen.
„Hmmm keine Ahnung irgendwo in der Menge verschwunden. Aber du kannst ja mit Damian, was auch immer, besprechen. Er müsste in ein bis zwei Stunden hier sein. Leider vermutlich ohne Kostümierung. Was zu trinken während du wartest?“, bot er an und lehnte sich grinsend auf die Theke.
„Nichts von dem, was ihr hier alle zu euch nehmt“, erwiderte sie.
Ihre Worte prallten an seiner guten Laune ab und mit einem Kichern, reichte er ihr einen Kelch mit Blut. Sie widerstand dem Drang daran zu schnuppern, um sicherzustellen, dass die Getränke nichts mit diesem Verhalten zu tun hatte.
Ein bis zwei Stunden. Großartig.
Wenigstens wurde ihr Stammplatz großräumig gemieden. Dort würde sie zumindest einigermaßen Ruhe haben. Doch, ehe sie sich auf den Weg machen konnte, näherte sich die Gestalt, die links von ihr gelauert hatte.
„Schöne Frau…“, brummte er mit mühsam tiefer Stimme, was den Spruch noch primitiver klingen ließ als er ohnehin schon war.
Der Mann trug eine grüne, offenbar aufwendig gefertigte Maske: Die Haut warf tiefe Falten, die Nase krümmte sich nach Oben und die Ohren liefen spitz zusammen. Was auch immer das für eine Fabelgestalt darstellen sollte, Drewfire hatte sie noch nie gesehen und konnte auch jetzt gut darauf verzichten.
Während sie aufstand, wanderte sein bewundernder Blick an ihr herunter. „Der sieht ja total cool aus!“, rief er plötzlich aus und streckte seine Griffel nach ihrem Dolch aus.
Wütend wollte Drewfire seine Hand packen, doch da griff Lexian schon über den Tresen hinweg nach dem Arm und zog die Aufmerksamkeit des Kostümierten auf sich.
Glück für diesen Dummkopf.
Drewfire beschloss, auf den Ärger, den sie für den verspäteten Bericht bekam zu pfeifen.
Das tat sie sich nicht länger an.
Energisch knallte sie den Kelch zurück auf den Tresen und verließ den Schlachthof. Heute war wieder eine gute Nacht für frisches, warmes Blut.

F.Drewes

Kreativ-chaotisch und manchmal ein bisschen (Schreib)verrückt. Mehr von F.Drewes gibt es Hier

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