13. Dezember 2024

#Protastik-Protas auf Abwegen 25.11.2021

Jeden Sonntag veröffentlichen Anke Becker, Lucas Snowhite und Christina Marie Huhn eine neue Aufgabe für ihre #Protastik-Challenge. Am darauffolgenden Donnerstag werden dann die Geschichten dazu gepostet. 

Unseren Beitrag findet ihr ebenso Hier


Kagome versuchte, sich lautlos an die Hütte anzuschleichen, welche sie durch die Bäume hindurch sehen konnte und in der sich die Diebe aufhalten sollten, um die sie sich kümmern sollte.

Ein Zweig knackte unter ihren Füßen. Es war ein geradezu ohrenbetäubendes Krachen. Schnell presste sie sich an einen der dickeren Baumstämme und hoffte, dass sie durch das Dickicht nicht zu sehen war. Eine gefühlte Ewigkeit stand sie reglos da, hielt den Atem an und lauschte angestrengt. Warum hatte man ausgerechnet ihr diesen Auftrag aufgebrummt? Es gab mit Sicherheit etliche Vampire, die dafür besser geeignet waren. War sie nicht im Clan aufgenommen worden, um mit ihrem Wissen Forschungen zu betreiben? Nicht um irgendwelche Gauner einzufangen?

Sie war Wissenschaftlerin, keine verfluchte Kopfgeldjägerin verdammt!

Verdammt, verdammt, verdammt!

Unsicher schielte sie erneut zu der Hütte. Keine Regung war zu sehen. Laut ihren Informationen waren die Diebe zu zweit. Die besten Chancen rechnete sie sich aus, wenn sie diese voneinander trennen könnte. Nur wie sollte sie das anstellen? Wenn die beiden ein wenig Grips hatten, würden sie beisammen bleiben. Kagome hatte eine Armbrust mit Holzbolzen, ein Messer, sowie zwei Pflöcke bekommen. Damit konnte sie ihre Widersacher lediglich lähmen, jedoch nicht endgültig ausschalten. Vorausgesetzt sie traf überhaupt irgendeinen.

Ihre Hände schwitzten. Wenn man schon erwartete, dass sie mit einer Armbrust umgehen konnte, sollte man das vielleicht wenigstens im Unterricht einbauen. Sie hatte als Mensch zwar einmal ein paar Pfeile an einem Schießstand auf einem Fest verschossen, das war´s dann aber auch schon.

Sie konnte und wollte auf niemanden schießen!

Das Ganze hier war wie eine schlechte Folge Mc Gyver, verdammte Scheiße!

Kagome dachte kurz darüber nach, eine raffinierte Falle zu bauen. Allerdings hatte sie dazu weder die Ausrüstung noch die Zeit. Von dem fehlenden Know How ganz zu schweigen.

Mit zitternden Händen spannte sie die Sehne der Armbrust und atmete tief durch, ehe sie den Bolzen auf die dafür vorgesehene Ausbuchtung legte. Langsam und mit weichen Knien näherte sie sich der Hütte. Immer wieder horchte sie auf irgendeinen Laut, der ihr verriet, wo der Feind sich ungefähr aufhielten. An einem der Fenster angekommen zuckte sie zusammen, als sie direkt auf der anderen Seite jemanden hörte.
„Ich habe keine Lust mehr sinnlos hier herumzuhängen. Lass uns gehen“, murrte eine weibliche Stimme.

„Entspann dich, so lange warten wir doch noch gar nicht“, antwortete ihr ein Mann. Er klang belustigt, worüber auch immer er sich so amüsierte. Etwa über seine Begleitung?
Sie würde so gern in das Fenster sehen. Wenn sie Glück hatte, sahen sie nicht in ihre Richtung und sie konnte wenigstens einen ausschalten. Und dann? Weglaufen? Würde es ihr gelingen, vor ihnen zu fliehen? Konnte sie es schaffen, beide zu überlisten? Wieder begannen ihre Hände zu zittern. Das war lächerlich. Sie wollte einfach nur weg hier.
Solange sie durch ihre Unterhaltung abgelenkt waren, könnte sie unbemerkt abhauen. Man konnte ihr wohl kaum vorwerfen, dass sie sich nicht umbringen ließ.

Die Dielen im Inneren knarzten und die Stimme des Mannes war nun direkt am Fenster. „Du hattest doch ohnehin nichts vor“, redete er weiter.

Es klang, als stünde er mit dem Rücken zum Fenster. Seine Gesprächspartnerin schwieg.

Kagomes Herz schlug so laut, dass sie das Gefühl hatte, er müsste es auch hören. Verängstigt schielte sie nach oben, konnte aber nichts sehen.
Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen, packte die Armbrust fester und drehte sich vorsichtig um. Langsam schlich sie ein paar Schritte rückwärts, bis sie einen Blick auf den Unbekannten erhaschen konnte. Lässig stand er mitten im Fenster und blickte über die Schulter in ihre Richtung. Dabei wirkte er nicht überrascht über ihre Anwesenheit. Stattdessen lag ein wissendes Lächeln auf seinen Lippen.

Ein verzweifelter Schrei löste sich aus Kagomes Mund, gefolgt vom Zischen des Bolzens, der sich gelöst hatte und nun durch die Luft schoss. Er traf den Dieb in den Rücken. Sie musste tatsächlich sein Herz erwischt haben, denn er sackte gleich darauf gelähmt zusammen. Überraschung lag auf dem Gesicht seiner Kollegin. Wie versteinert starrte Kagome in das Gesicht ihrer Gegnerin, welche sie nun wütend fixierte. Irgendwo hatte sie diese Frau schon einmal gesehen. Verdammt, sie musste…

Hektisch kramte sie einen weiteren Bolzen hervor und versuchte, die Armbrust zu spannen.

„Was glaubst du eigentlich, was du da tust, Bastarda?“, zischte die Frau. Erschrocken riss Kagome den Kopf hoch. Seit wann war sie so nah? Oh Nein!
Tränen verschleierten ihre Sicht.

Ein Lachen direkt über ihrem Kopf lenkte die Frau scheinbar ab. Schnell drehte sie um doch, noch ehe sie den Gedanken wegzulaufen zu Ende gedacht hatte, packte sie eine Hand am Handgelenk.

Im Hintergrund rappelte sich der Mann gerade wieder auf. Wie war er den Bolzen im Rücken los geworden?

Das war´s jetzt. Aus. Vorbei. Soviel zum ewigen Vampirleben.

„Sie hat wirklich Ryan lahmgelegt, das war ja großartig.“ Aus der Baumkrone über ihr löste sich eine lachende Gestalt. Woher zum Henker kam die denn jetzt? Die Tarnfleckkleidung, die hier und da mit Efeuranken umwickelt war, hatte gereicht, um mit dem Grün der Bäume zu verschmelzen. Irritiert blinzelte Kagome, als sie in dem Fremden jenen Mann erkannte, der sie hierhergeschickt hatte.

Was zur Hölle war hier los?

„Der Bolzen hat sich gelöst, als sie gerade wie ein Hase davonlaufen wollte, Drachenjunge“, korrigierte die Diebin nun.

Drachenjunge? Lässig legte ihr Auftraggeber eine Hand auf Kagomes Schulter und grinste die Frau an. An seinem Spitznamen störte er sich offensichtlich nicht. „Auf jeden Fall hat sie sich besser geschlagen, als wir gedacht hatten.“

„Reines Dummenglück!“, brummte der zweite Dieb, oder was auch immer er war, und begutachtete verärgert das Loch in seiner Jacke.

Kagome verstand überhaupt nichts mehr.

Endlich ließ die Frau wenigstens ihre Hand los. „Für dieses lächerliche Spielchen schuldest du uns etwas mein Lieber!“

Moment mal, Spiel?

„Was für ein Spiel?“ Drei Augenpaare richteten sich sofort wieder auf Kagome.

Ihr Auftraggeber grinste sie an. „Mir war zu Ohren gekommen, dass ihr Gewandelten an der Schule euch darüber beschwert habt, dass ihr nur Arbeiten machen müsst, für die die Geborene sich zu fein sind. Das war lediglich eine kleine Lektion in Sachen ‚Aufgaben, die euere Fähigkeiten überschreiten‘.“

„WAS?“, stieß Kagome nun wütend und entsetzt hervor. „Das Ganze hier war nur ein verdammter Prank?“ 

„Ein was?“, fragten die beiden falschen Diebe synchron.

F.Drewes

Kreativ-chaotisch und manchmal ein bisschen (Schreib)verrückt. Mehr von F.Drewes gibt es Hier

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